Ruhe und Idylle für Verliebte

Der Weg führt durch das niedliche Dorf Horconcitos mit den hier typischen bungalowartigen einstöckigen Häusern, bunten Gärten und scheinbar sehr gemütlichen Einwohnern, die den Nachmittag im Schatten der Veranda sitzend verbringen. Kurz schaue ich auf den neuen glitzernden Ring an meiner rechten Hand und stelle mir für einen kurzen Moment vor, in 30 Jahren genauso entspannt mit meinem Mann an einem so idyllischen Ort inmitten tropischer Natur zu leben. Doch Schritt für Schritt, erstmal steht die nächste Etappe unserer Flitterwochen auf dem Programm. Nur noch 30 Minuten und wir erreichen Boca Chica, ein noch winzigeres Dorf. Am Ende der Dorfstraße befindet sich die Bootsanlegestelle und eine kleine Hafenbar, die wohl geschäftigste Ecke des Ortes. Kein Wunder, da der Marine Nationalpark Chiriqui bei Hochseefischern aus aller Welt beliebt ist. Unter anderem fängt man hier große Speer-, Fächer- und Thunfische. Wir fahren weiter zum Hotel außerhalb von Boca Chica und dort empfängt man uns herzlich und mit guten Nachrichten: Da das Hotel nicht ausgebucht ist und bereits informiert wurde, dass wir auf Hochzeitsreise sind, erhalten wir ein Zimmerupgrade und erreichen unseren komfortablen Bungalow genau zum richtigen Zeitpunkt, um  bei einem Gläschen kühlen Weißwein den Sonnenuntergang von unserem privaten Jacuzzi auf einem Hügel direkt vor dem Meer aus genießen zu können.

Nach einer himmlisch erholsamen ersten Nacht in Boca Chica und einem leckeren Frühstück mit Obst, Rührei und frischem Brot im offenen Restaurant, bringt uns das hoteleigene Boot zu den Inseln Gamez und Bolaños. Feinster weißer Sand vor grüner Mangrovenkulisse erwartet uns auf beiden Inseln. Abgesehen von den zwei Paaren aus unserem Hotel sowie dem Bootskapitän treffen wir auf der Insel Bolaños nur auf eine Gruppe von 4 lokalen Jugendlichen, die mit scheinbarer Leichtigkeit auf die Kokospalmen klettern und uns sogar eine von diesen öffnen und zum Trinken anbieten. Sonst nur wir und Natur. Nach einem Bad im Meer begeben wir uns auf einen kleinen Spaziergang über die Insel, Hand in Hand, die Füße umspült vom warmen Wasser, streifen Palmenblätter unsere Schultern und an einer besonders hübschen Stelle lassen wir uns auf einem Felsen nieder, lächeln uns schweigend an und freuen uns einfach nur, an diesem Tag gemeinsam hier zu sein.

Beim Abendessen lädt uns ein kanadisches Ehepaar an deren Tisch ein. „Jeff, wenn wir Boca Chica vor 20 Jahren schon gekannt hätten, wären wir auf unserer Hochzeitsreise auch hierhergekommen, oder?“ fragt die ältere Dame mit verträumten Blick ihren Mann.  „Sure, my dear.“ antwortet Jeff. Die beiden berichten uns, dass Sie die Hochseefischerei lieben und schon zum fünften Mal hier sind. Da sich ihre Pensionierung nähert, denken Sie darüber nach, sich in der Gegend ein Haus zu kaufen und vom kalten Norden Kanadas in tropische Gefilde überzusiedeln. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die beim Anblick dieses friedlichen Ortes ans Bleiben denkt.